Der 1974 ausgewiesene Naturpark Haßberge ist mit knapp 800 qkm (80.000 ha) einer der kleinsten Naturparke im gesamten Bundesgebiet. Aber nichts desto trotz ist dieses Naturkleinod deshalb weniger interessant. Ganz im Gegenteil - der Erholungssuchende findet in den Haßbergen ideale Wander- und Urlaubsmöglichkeiten. Man befindet sich hier in einer abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft, in der sich Mischwald, offene Flächen und schöne Wiesentäler abwechseln. Die bewaldete Höhen steigen sanft bis auf etwa 500 Meter an. Übrigens ist die Nassacher Höhe, die östlich der gleichnamigen Ortschaft unmittelbar am historischen Rennweg liegend aufragt und mit weithin sichtbaren Sendemasten bestückt ist, mit 512,2 m.ü.NN die höchste Erhebung der Haßberge. Garniert wird das kleine Mittelgebirge von mehr als 20 vorgeschichtlichen Fliehburgen und Wallanlagen, sowie 15 Burgen und 26 Schlössern. Diese enge Dichte und Vielzahl an geschichtsträchtigen Gebäutlichkeiten bestätigt eindrücklich die zugewiesene Bezeichnung "Land der Burgen, Schlösser und Ruinen" als das eingentliche Merkmal der Haßberge.
Mehr als die Hälfte der Fläche des Naturparks ist mit Wald bedeckt. Für den Westtrauf und den Maintalbereich sind besonders charakteristisch die Verzahnungsbereiche zwischen wärmeliebenden
Eichen-Hainbuchenwäldern und den Kleinweinbergen, in denen sich seltenste Pflanzenarten finden. Baunach- und Weisachgrund leiten über zum sogenannten Itz-Baunach-Hügelland mit seinem
imposanten Anstieg zum Rhät, jenen bizarren Sandsteinformationen mit den Felsengärten von Lichtenstein und Pfarrweisach.
Der Fluß im Herzen der Haßberge ist die Baunach. Sie durchfliest in südöstlicher Richtung fast den kompletten Naturpark. Das Quellgebiet der
Baunach befindet sich in der landschaftlich äußerst reizvollenen Höhenlage um 460 m.ü.NN, unmittelbar östlich der mit 505 Meter zweithöchsten Erhebung in den Haßbergen, dem
Laubhügel (bei Leinach). Zunächst rinnt die noch schmale Baunach 7 Kilometer relativ zügig durch den dichten Hochwald. Ab Bundorf schlängelt sich
der fischreihe Bach duch idyllische Wiesenlandschaften. Schließlich, kurz nach der kleinen "Drei-Flüsse-Stadt" Baunach mündet der Fluß nach einer insgesamt etwa 60 Kilometer langen
Reise in den Main.
Im Osten des Naturparks werden die Waldlandschaften von den Wiesengründen von Ermetz und Lauter durchzogen. Die Haßberghochfläche ist mit Wäldern und von
schmalen in west-östlicher Richtung verlaufenden Wiesentälern durchzogen. Wollgras, Feuchtwiesenknabenkräuter und Orchideen sind hier zu finden und für die Gewässergüte sprechen die in den Bächen
immer noch vorkommenden Steinkrebse. Heute zeigen viele Bereiche des Naturparkes noch unbereinigte Kulturlandschaften in einem kleinparzelligen Wechsel von Wiesen, Äcker, Hecken, Rainen, Weinbergen
und Streuobstflächen.
Im Refrain seines Haßgau-Liedes beschreibt der
ehemalige Friesenhausener Pfarrer J.B. Hofmann die beschauliche Hügellandschaft des kleinen Mittelgebirges nur allzu treffend, indem er sagt:
"Herrlich schön, herrlich schön sind, o Haßgau, deine Höh'n!"
Neben unzähligen, vom Haßbergverein e.V. mit Tier-Symbolen markierten Rundwanderwegen und mehreren Naturerlebnidpfaden (Königsberg, Hallstadt,
Ermershausen, Maroldsweisach...) durchziehen etliche Themen-Wege das bezaubernde kleine Mittelgebirge.
Wegmarkierung: "R"
Der Rennweg ist sicherlich der älteste Verbindungsweg in den Haßbergen überhaupt. Schon zur Römerzeit wurde die Strecke, die hoch oben auf dem Haßbergtrauf verläuft, von den Menschen zum Durchzug genutzt. Im Mittelalter stellte der Rennweg einen weiterführenden Handels- und Botenweg zwischen den bedeutenden Städten Bamberg und Fulda dar. Der Rennweg verläuft auf etwa 63 km von Dörfleins, im Maintal nahe Bamberg gelegen, durchgehend in nordwestlicher Richtung auf dem markanten Haßberghöhenzug bis nach Sulzfeld am Rande des Grabfeldgaus. Der Sachse Heinrich I. (875-936), welcher oft als der erste König des "deutschen Reichs" betitelt wird, ließ während seiner Amtszeit (919-936) auf dem gesamten Höhenzug des sogenannten Großen Haßbergs eine lückenlose Burgenkette zur Verteidigung gegen die vom Osten her drohenden Slaven, Wenden und Ungarn anlegen. So stellte diese langgestreckte Anhöhe des Haßbergkamms hier die Volkstumsgrenze zwischen dem Ostfränkischen Königreich im Westen und den von den vorher genannten Feinden unterwanderten Gebieten im Osten dar.
Die heutzutage mehr oder weniger gut erhaltenen Ruinen der ehemaligen Heinrichs-Burgen, lassen sich allesamt prima erwandern.
Wegmarkierung: Pickelhaube
45 km langer, geschichtsträchtiger Weg. Die Amtsstadt Königsberg gehörte von 1826 bis 1920 zum Herzogtum Coburg, welches wiederunm zum
Großherzogtum Coburg-Sachsen-Gotha gehörte.
Der Amtsbote stellte die regelmäßige Verbindung von Königsberg zur Residenzstadt Coburg her. Dieser mußte wöchentlich zweimal, in dringenden Fällen auch öfters, die Strecke nach
Coburg zurücklegen, und das zu Fuß. Dabei kam er duch "ausländisches" bayerisches Gebiet, was oft genug zu Komplikationen führte. Aufgabe war es, wichtige Botschaften
zu überbringen.
Ein zweiter Bote, "Intelligenzbote" genannt, legte den Weg wöchentlich zurück. Er hatte Geldbeträge zu befördern, mußte sich in der "Canzley" einfinden, um dort Beiträge für das
"Intelligenzblatt" abzugeben und Post für Königsberger Ämter in Empfang zu nehmen.
Darüber hinaus war der Amtsbotenweg eine wichtige und viel begangene Verkehrsader. Bauersfrauen brachten Weintrauben, Eier, Käse und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse zum Verkauf nach Coburg.
Handwerker lieferten ihre Waren dort ab. Auch Lateinschüler benutzten ihn des öfteren auf dem Weg in ihre Heimatorte.
Im Jahre 1920 kam das Herzogtum Coburg zu Bayern. Seitdem nennt sich das für seine sehenswerte Fachwerkkunst weithin bekannte Städtchen am Haßbergtrauf "Königsberg in
Bayern".
Wegmarkierung: Keltische Gewandnadel
254 km langer Fernwanderweg vom thüringischen Meiningen an der Werra nach Bad Windsheim im mittelfränkischen Aischgrund. Die Route führt entlang keltischer Kultur- u. Siedlungsstätten durch die idyllischen Mittelgebirgslandschaften des Thüringer Waldes, der Haßberge und des Steigerwaldes.